Flügelbau

1998 begann ein sechsköpfiges Team unter der Leitung von Natalia Sidler mit dem Bau des Farblichtflügels:

  • Jörg Heuer, Konzept
  • Andreas Balzer, Klavierbau
  • Jule Tarnagroki, Metallarbeiten
  • André Ebert, Metallarbeiten
  • Momme Thams, Holzarbeiten, Lackierung
  • Sabine Hilscher, Metallarbeiten

Die zahlreichen Komponenten des Farblichtflügels lassen sich grob in die beiden Kategorien Klangerzeuger und Lichterzeuger gliedern. Eine Scheinwerfersteuerung verfeinert die Graphik-Animationen, die in Echtzeit in den Aufführungsraum projiziert werden, während die elektronische, computergestützte Klangbearbeitung die Grenzen der mechanischen Klangerzeugung aufhebt.

Indem sich bislang jedes traditionelle Instrument nur auf die Funktion der Klangerzeugung und somit auf den rein akustischen Raum beschränkte, kommt der Farberzeugung immer nur eine anpassende, hinterherhinkende, bestenfalls ergänzende, in jedem Fall aber untergeordnete Funktion zu. Ob Klavier- oder Cembaloklänge, die Farbprojektionen hatten sich bislang stets dem vorhandenen Klangbild des Instruments anzupassen, ohne je in gleichberechtigter Wechselwirkung zu stehen. Eine Möglichkeit Klang und Farbe synästhetisch zu empfinden, heisst aber, beides in gegenseitiger Abhängigkeit als ein Gleichwertiges zu erfassen und wahrzunehmen. Aus diesem Blickwinkel heraus hat der Charakter des Klangs auf die Farbgebung einen ebenso grossen Einfluss, wie umgekehrt der Charakter der Farbe das Wesen des Klangs beeinflusst. Daher musste nicht nur ein dem Klangbild entsprechender Farbcharakter, sondern auch ein dem Farbcharakter entsprechendes Klangbild gefunden werden.

Zum Beispiel Farbe Grün

gruen

Als konkretes Beispiel sei die Farbe Grün genannt: Die subtraktive Mischfarbe Grün hat einen unruhigen Charakter, da sie sowohl die Ruhe des Blaus als auch das vitale Gelb in sich aufnimmt. Grün ist eine Farbe, die pulsiert. Die ungebrochene Reinheit eines Klavierklangs beispielsweise schwächt die lebhafte Unruhe des Grüns. Zwar käme der weniger ausgewogene und weniger konstante Klang eines anderen Instrumentes dem Charakter eines Grüns weitaus näher. Für die klangliche Wiedergabe der Farbe Grün wurden deshalb mit Wasser gefüllte Behälter in den Corpus des Farblichtflügels eingebaut, die über die Tastatur angeschlagen werden. Der Anschlag löst einen zuerst konstanten Klang aus, der aber im Nachhall «moduliert». Gerade dieser sich verändernde Nachhall steht dem pulsierenden Charakter der Farbe Grün wesentlich näher.