«Wass kann dinsky?»
Kandinskys Farboper Violett (1926)

Presse

Klingende Farben,«Violett ~ Wass kan dinsky?»

Download PDF

«Die Farbe ist die Taste, das Auge ist der Hammer, die Seele ist das Klavier mit vielen Saiten, der Künstler ist die Hand, die durch diese oder jene Taste zweckmässig die menschliche Seele in Vibration bringt», so umschreibt Wassily Kandinsky (1912) das Geistige in der Kunst.

Die Emanzipation der sich ständig bewegenden Farben und Formen im Zusammenspiel mit musikalischen Klängen in einem bestimmten Raum bedingt eine besondere musikalische Umsetzung der Farboper "Violett" von Wassily Kandinsky. Um dessen Ideen gerecht zu werden, musste ein Instrument gebaut werden, das in der Lage wäre, Farbe, Form, Bewegung und Klang gleichzeitig darzustellen und die musikalischen wie bildgestaltenden Prinzipien ineinander überfliessen liesse. Diese Voraussetzungen schafft der Farblichtflügel, weil weder das Instrument noch die Präsentation des Werks im Zentrum stehen: Vielmehr ist der Farblichtflügel das Mittel zur Sichtbarmachung - sichtbar werden die inneren, subjektiven Erlebnisbilder synästhetischer Wahrnehmungen.

Wassily Kandinsky und Farbklänge

Mehr zum Thema

Der Aufbau der Farboper Violett

«Violett» ist auf drei gegensätzlichen Szenentypen aufgebaut: In der Inszenierung «wass kann dinsky?» wurden diese drei unterschiedlichen Szenentypen den sich korrelierenden Farben zugeordnet: Rot in den Kammerszenen, Blau in den abstrakten Szenen und Violett in den Aussenraumszenen. Das Stück "Violett" beginnt mit einem rein abstrakten Präludium. Hier lässt Kandinsky die Farbe Violett im Spannungsfeld zweier gegensätzlicher Kräfte entstehen und wieder verschwinden; er gibt damit zugleich eine abstrakte Vorschau auf die Kompositionsstruktur des so begonnenen Werks. Ausschlaggebend für die Musik sind die abstrakten Szenen, die der Farbe Blau zugeordnet sind. Gemäss Kandinsky sind das selbstständige Farbformen, die quasi als abstrakte Darsteller eine neue Theaterform repräsentieren. Diese Szenen sind - ohne gesprochenen Text - rein musikalisch-farbliche Kompositionen, die sich im Präludium sehr knapp, in den zwei folgenden Interludien ausführlicher präsentieren und schliesslich in einer Apotheose enden, die die Themen der drei ersten abstrakten Szenen nochmals streift. Was die Farbmodulationen betrifft, so dominiert in der Kammerszene die Farbe Rot, in den abstrakten Szenen die Farbe Blau und in den Aussenraumszenen die Farbe Violett. Entsprechend überwiegt zwar in den Kammerszenen der Dialog, der aber von vornherein gestört ist, was dazu führt, dass das Rot erkaltet und - über die abstrakten, blauen Szenen - im Violett endet. «Denn», so sagt Kandinsky im Schlusssatz, «das Blau erwärmt» und begründet damit die subtile Präsenz des Violetten im ganzen Werk.

Site Specific Performance

VIOLETT WAS KAN DINSKY – Park- und Geländekompositionen frei nach der Farboper ‚Violett‘ von Wassily Kandinsky

Link

Eigens konstruiertes Instrument

Der insbesondere für diese Komposition konzipierte Farblichtflügel kann Kandinskys Farbmodulationen musikalisch umzusetzen. Vorlage dafür war Kandinskys präzis beschriebene Farbpartitur, welche farblich-zeichnerisch verwendet wurde: Diese Partitur gab der Komponistin der Farblichtflügelstimme Angaben zum farblich-instrumentellen Spiel. Unterhalb dieser Farbpartitur verläuft die traditionelle Notenschrift, die dem Pianisten das Lesen vereinfacht.