Synästhesie

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Farblichtmusik und Synästhesie

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Synästhesie bezeichnet einen körperlich-geistigen Vorgang, bei dem neben einem sensorischen System gleichzeitig eine oder mehrere weitere Wahrnehmungen stimuliert werden.

Das Wort Synästhesie stammt aus dem Griechischen «syn» (zusammen) und «aisthesis» (Wahrnehmung). Von Synästhesie spricht man bei mehreren gleichzeitig auftretenden sinnlichen Empfindungen: Wenn beim Musikhören unwillkürlich Farben und Formen vor dem inneren Auge erscheinen, oder wenn Zahlen, Buchstaben oder Wochentage zusammen mit bestimmten Farben wahrgenommen werden. Theoretisch sind alle Sinneskombinationen denkbar, doch erscheinen manche häufiger als andere. Entscheidende Kriterien sind die Unwillkürlichkeit, die Unbeeinflussbarkeit und die Konstanz der Wahrnehmungsart. Synästhesie ist nicht erlernbar sondern angeboren. Schätzungen gehen davon aus, dass jeder tausendste bis 25'000. Mensch über diese Gabe verfügt.

Ein ganz rundes Hähnchen

Eine dieser Sinneskombinationen wird im folgenden Gespräch sichtbar: «Sie glauben also, ich bin normal?», fragte Michael seinen Gast, und die Frage drängte ihn. Beim Abendessen war es ihm herausgerutscht: "Ich wollte, dass der Geschmack des Hähnchens eine spitze Form hat, aber nun ist er ganz rund geworden", meinte Michael verlegen. Ob er ein hoffnungsloser Fall sei? "Natürlich klingt das merkwürdig und widerspricht dem, was wir normalerweise über unsere Sinneswahrnehmung denken", kommentiert Richard Cytowic die Anekdote. Der US-Neurologe war vor mehr als 20 Jahren bei Michael zu Gast - und damals bass erstaunt. Doch längst ist Cytowic überzeugt, dass derartige Sinneseindrücke weit häufiger sind als früher geglaubt (in: Tagesanzeiger vom 15.4.2003).